ALLES GUT

(95 Min., D 2016)

ALLES GUT

(95 Min., D 2016)

Als sich Djaner, 7, an seinem ersten Tag in einer deutschen Grundschule zu den neuen Klassenkameraden setzt, kann er es kaum glauben: Lena, die Geburtstag hat, bekommt eine Kerze und einen Stift geschenkt. Und die ganze Klasse singt ein Lied für sie. In Mazedonien, Djaners alter Heimat, bedeutete Schule für den Roma-Jungen nur Angst vor Schlägen. Mit seinem Bruder und seiner depressiven Mutter ist Djaner nach Deutschland geflüchtet. Hier, in einem Land, das ihn und seine Familie abschieben will, sehnt er sich nach einem Zuhause.

Ghofran, 11, hofft am Anfang, sie könne Deutschland bald wieder verlassen. Sie hört arabischen Hip-Hop und lebt in ihren Gedanken weiter in Syrien. Zur selben Zeit kämpft ihr Vater Adel darum, sich ein neues Leben in Hamburg aufzubauen und für immer zu bleiben. In der Schule, in der Ghofran Deutsch lernt, begegnet sie Mädchen, die kaum Grenzen kennen, die alles dürfen. Was davon will sie für sich annehmen? Was ist sie bereit, dafür aufzugeben?

Ein Jahr lang begleitete Grimme-Preisträgerin Pia Lenz mit ihrer Kamera Ghofran und Djaner, bei der Suche nach einem Platz in dieser fremden Welt. Die Perspektive der Kinder eröffnet dabei einen unverstellten, sehr bewegenden Blick auf das neue Zusammenleben in Deutschland. Der Dokumentarfilm ALLES GUT stellt die Frage: Wie geben wir denen eine Heimat, die am dringendsten eine Zukunft brauchen?

www.facebook.com/allesgutfilm

Buch/Regie: Pia Lenz
Kamera: Pia Lenz
Schnitt: Stephan Haase
Musik: The Notwist
Redaktion: Barbara Denz, Gudrun Hanke-El Ghomri
Produktion: PIER 53 Filmproduktion

FESTIVALS

DOK.fest München
Full Frame Documentary Film Festival, Durham, USA
One World Human Rights Filmfestival, Prag
International Human Rights Filmfestival, Nürnberg
San Francisco Jewish Film Festival
Nordische Filmtage, Lübeck
Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern

PRESSESTIMMEN

„Ein Jahr lang hat Pia Lenz die Kinder begleitet, meist alleine mit einer kleinen Handkamera, dadurch konnte sie den Familien sehr nahe kommen. Beeindruckend nah, wunderbar nah und auch schrecklich nah. ALLES GUT macht uns zu Komplizen ihrer Hoffnungen und Ängste – und das ist schwer auszuhalten, wenn am Ende die Abschiebung droht.“
(Christoph Twickel, Spiegel Online)

„Es ist selten geworden, dass mit dieser sanften Konzentration zugehört wird, nicht ausgeschaltet wird, wenn Stille oder auch Ratlosigkeit herrscht (…) Diese Ehrlichkeit im Aufzeigen von richtigen Konflikten, die sich nicht einfach lösen lassen, das Aushalten von dem, was sich nicht mal eben reparieren oder organisieren lässt – das ist tief beeindruckend.“
(Carolin Emcke, Publizistin)

„Es ist ein unerträglicher Zustand zwischen Hoffen und Bangen, den Pia Lenz in ihrer Doku über das erste Jahr von zwei Flüchtlingsfamilien in Hamburg einfängt. (…) Die Regisseurin zeigt unvoreingenommen und feinfühlig, wie kräftezehrend ein Neuanfang für alle Seiten ist.“
(Anna Fastabend, Süddeutsche Zeitung)

„Ruhig und behutsam erzählt der Film, was es bedeutet, in Deutschland anzukommen. Am Ende lernt Ghofran sogar Fahrradfahren – in Syrien ist das für Mädchen verboten.“
(Annette Yang, ARD-Nachtmagazin)

„Der Film belehrt und erklärt nicht. Er macht uns einfach nur bewusst, dass es bei ‚Integration‘ immer noch um Menschen geht, die erst einmal sie selbst sind und erst im zweiten Schritt Teil einer wie auch immer definierten Gesellschaft sein können. So wie jeder von uns.“
(Nadja Schlüter, jetzt.de)

„Jetzt stellt sich die Frage: Schaffen wir die Integration derjenigen, die hier bleiben dürfen, und – schaffen sie es auch. (…) Wie schwierig das ist, zeigt der Film ALLES GUT.“
(Gabi Bauer, Moderatorin ARD-Nachtmagazin)

„ALLES GUT stößt in eine Lücke des gesellschaftlichen Diskurses.“
(René Martens, taz)

„Die beobachtende Nähe der Filmemacherin zu den beiden Kindern dringt zu einer nonverbalen Ebene der Wahrhaftigkeit vor, die sehr berührt.“
(Bianka Piringer, kino-zeit.de)

„Pia Lenz hat einen wichtigen Film gedreht, der von vielen gesehen werden sollte.“
(Thomas Engel, programmkino.de)

INTERVIEW

Pia Lenz

Was hat Sie dazu inspiriert, ALLES GUT zu drehen?

Pia Lenz: Die Idee zum Film ALLES GUT entstand schon im Frühjahr 2015. Damals saß ich mit meinen Produzenten Carsten Rau und Hauke Wendler zusammen, die gerade ihren Dokumentarfilm WILLKOMMEN AUF DEUTSCH ins Kino gebracht hatten. Gerade bei WILLKOMMEN AUF DEUTSCH mit seinen knapp 200 Podiumsdiskussionen im Kino hatten wir frühzeitig den Eindruck, dass der Dokumentarfilm in einer politisch und sozial derart angespannten Lage wirklich was zu sagen hat. Dass aus dem Kino etwas in die Gesellschaft zurückfließen kann.

Und dann landeten wir ganz schnell bei dem Punkt, dass diese Geschichten, diese Schicksale von Hunderttausenden Geflüchteten, die nach Deutschland gekommen sind, weitergehen, dass die nicht aufhören, nur weil die Menschen eine Unterkunft bekommen haben oder weil der Nachbar vielleicht freundlich auf sie zugegangen ist. Da haben wir das erste Mal begonnen, über einen Film wie ALLES GUT nachzudenken; einen Film, in dessen Mittelpunkt nicht die Willkommenskultur in Deutschland steht, sondern die Fragen zur Integration Hunderttausender von Geflüchteten in diese Gesellschaft.

Was war dabei Ihre Ausgangsidee?

Pia Lenz: Mir war es von Beginn an wichtig, für ALLES GUT besonders die Perspektive der Kinder einzunehmen. Denn was bei Erwachsenen oft Jahre dauert, vollzieht sich bei Kindern innerhalb von wenigen Monaten: Neue Schule, neue Sprache, neue Freunde. Kinder legen los, haben erste Erfolgserlebnisse, scheitern, machen weiter, finden in einer fremden Gesellschaft einen Platz für sich. Das fand ich spannend, daran wollte ich dieses Mammutthema Integration erzählen.

Sie folgen in Ihrem Film zwei Flüchtlingsfamilien durch eine für sie sehr dramatische Zeit. Wie unterscheiden sich die beiden Familien voneinander?

Pia Lenz: In der Debatte um Flucht und Migration hatte man schnell das Gefühl, man sollte zwischen „guten“ und „schlechten“ Flüchtlingen unterscheiden. Adels Familie floh vor Krieg und Bomben aus Syrien, Djaners Familie flüchtete vor Diskriminierung und Armut aus Mazedonien.

Die einen sind in der öffentlichen Diskussion „die Guten“, die anderen sollen möglichst schnell wieder zurück auf den Balkan. So sehen es viele in Deutschland und das prägt auch den Diskurs. Dabei vereint beide Familien nicht nur ihr neuer Wohnort, sondern, das habe ich von Beginn an sehr stark wahrgenommen, auch ihr Wunsch nach einem sicheren Leben. Gleichzeitig haben sie eine ganz unterschiedliche Vergangenheit, unterschiedliche Perspektiven und stehen vor ganz unterschiedlichen Herausforderungen. Das hat für mich eine wichtige Rolle bei der Auswahl der Familien gespielt.

Wie schwierig war es, in den wichtigen Momenten mit der Kamera dabei zu sein?

Pia Lenz: Die Dreharbeiten waren nicht einfach. Ich habe den Großteil von ALLES GUT allein gedreht, mit einer kleinen Kamera, um den Alltag der Familien und ihre Entwicklung möglichst unverfälscht beobachten zu können. An einigen wenigen Drehtagen hatte ich einen befreundeten Kollegen dabei, der bei herausragenden Ereignissen mit einer zweiten Kamera gedreht hat.

Ich habe im vergangenen Jahr sehr viel Zeit mit den Familien verbracht, um diese Lebensrealität wirklich mitzuerleben und abbilden zu können. Einen Großteil dieser Zeit habe ich dabei gar nicht gedreht. Sondern ich habe mit ihnen geredet, gegessen, gespielt, geschwiegen. Alles was gerade möglich war. Da ist man oft einfach als Mensch gefordert und weniger als Dokumentarfilmerin – sofern man das überhaupt trennen kann. Aber letztlich war es nur so möglich, dass die Kamera und ich selbst zu einem Teil des Alltags dieser Familien wurden.

Ihr Film lief nun auf ersten Festivals. Wie waren die Reaktionen des Publikums?

Pia Lenz: Das Publikum hat sehr emotional auf den Film reagiert. Das hat mich als Filmemacherin wirklich berührt, gerade weil es das erste Mal war, dass ich das persönlich so miterleben konnte. Einige Zuschauer fühlten sich bei ALLES GUT sehr an eigene Erfahrungen in der Flüchtlingshilfe erinnert und beschrieben den Film als sehr realitätsnah.

CREDITS

Eine PIER 53 Filmproduktion

in Koproduktion mit
Norddeutscher Rundfunk
und Südwestrundfunk

gefördert von der
Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein

 

Buch/ Regie/ Kamera/ Ton
Pia Lenz

Montage
Stephan Haase

Zusätzliche Kamera/Ton
Henning Wirtz

Luftaufnahmen
Matthias Allendorf und Haydar Biyik
Copterproject

Musik
The Notwist

Übersetzungen
Laaziza Ollesh
Esra Özer
Khaled Almaani
Samir Faltas

Transkription
Anne Schmalfeldt

Standfotos
Henning Wirtz

Bildbearbeitung
Oliver Stammel

Graphische Beratung
Katja Reise

Sounddesign und Mischung
Yannick Rehder
Tonik Studio

Produktionsassistenz
Andrea Pittlik

Produktionsleitung
Tim Carlberg (NDR)
Thomas Lorenz (SWR)

Redaktion
Barbara Denz (NDR)
Gudrun Hanke-El Ghomri (SWR)

Produzenten
Carsten Rau und Hauke Wendler