DEPORTATION
CLASS
(85 Min., D 2016)
(85 Min., D 2016)
(85 Min., D 2016)
Der Dokumentarfilm DEPORTATION CLASS zeichnet erstmals ein umfassendes Bild von Abschiebungen in Deutschland: Von der detaillierten Planung einer Sammelabschiebung über den nächtlichen Großeinsatz in den Unterkünften der Asylbewerber bis zu ihrer Ankunft im Heimatland und der Frage, was sie dort erwartet.
Nach Monaten der Vorbereitung hatten die Grimme-Preisträger Hauke Wendler und Carsten Rau, die zu diesem Thema bereits den mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm WADIM (2011) realisiert haben, die Möglichkeit, in Mecklenburg-Vorpommern eine Sammelabschiebung zu filmen. Dabei wurden 200 Asylbewerber nach Albanien ausgeflogen: Bewegende, teils schockierende Bilder, die in Deutschland so noch nicht zu sehen waren.
DEPORTATION CLASS, der zum Teil mit drei Kamerateams parallel gedreht wurde, zeichnet aber nicht nur ein präzises, nüchternes Bild dieser staatlichen Zwangsmaßnahmen. Der Film gibt auch denjenigen ein Gesicht, eine Stimme und damit ihre Würde zurück, die in den Nachrichten nicht zu Wort kommen: Menschen wie Gezim, der in Deutschland auf eine bessere Zukunft für seine Kinder hoffte. Oder die Familie von Elidor und Angjela, die vor der Blutrache fliehen musste und nach der Abschiebung in Albanien ins Bodenlose stürzt.
Buch/Regie: Carsten Rau und Hauke Wendler
Kamera: Boris Mahlau
Schnitt: Sigrid Sveistrup
Musik: Sabine Worthmann
Redaktion: Barbara Denz (NDR)
Produktion: PIER 53 Filmproduktion
DOK.fest München
Astra Film Festival, Rumänien
CinéDOC Tbilisi, Georgien
Kasseler Dokfest
Dokfilmwoche Hamburg
Nordische Filmtage, Lübeck
Neiße Filmfestival
Filmfest Schleswig-Holstein
Filmfest Wismar
Krass Kultur Crash Festival, Hamburg
Neue Heimat Filmfestival, Breest
Crossroads Filmfestival, Wien
„DEPORTATION CLASS ist zweifellos so etwas wie das filmische Standardwerk zum Thema Asyl in Deutschland. In seinem direkten, reportagehaften Gestus ein klares Statement gegen den dahinter liegenden bürokratischen Wahn.“
(Johannes Bluth, Spiegel Online)
„Die Dokumentation von Carsten Rau und Hauke Wendler gibt der Abschiebung Geschichten und Gesichter. (…) Ein erschütternder Blick in die Abgründe zwischen Bürokratie, Verzweiflung, Gesetz und Träumen.“
(Annett Scheffel, Süddeutsche Zeitung)
„Carsten Rau und Hauke Wendler erzählen die Geschichten von Gezim und Elidor, von Medina und Angjela so ausführlich, dass Menschen erkennbar werden, denen durch die Regeln Gewalt angetan wird. Es ist die Gewalt eines Staates, der auf seinen Monopolen bestehen muss, eine Gewalt, die Individuen nicht anzulasten ist, aber sie wird doch als solche empfunden. (…) Eine der wichtigsten dieser Regeln ist der Wegfall der Einzelfallprüfung bei Menschen aus sicheren Herkunftsländern. Rau und Wendler holen diese Einzelfallprüfung für ausgewählte Menschen, die Protagonisten ihres Films, nach.“
(Bert Rebhandl, FAZ)
„Ein aufrüttelndes Dokument.“
(Sascha Zien, Moderator WDR)
„Entstanden ist ein hochreflektierter, ungemein zeitgemäßer Debattenfilm: Einer, der schon jetzt zu den wichtigsten des aktuellen Dokumentarfilmjahrgangs zählt. Es ist geradezu eine (Bürger-)Pflicht, ihn sich anzusehen.“
(Simon Hauck, kino-zeit.de)
„Da steht ein Mann nachts im Schlafanzug in seiner Wohnung. Fassungslos sieht er, wie der Flur voller Polizisten ist, von denen einer ihm erklärt, dass er und seine Familie in wenigen Minuten in einen Bus verfrachtet und zu einem Flugzeug gebracht werden, das sie zurück in ihr Heimatland Albanien bringen wird. Diese Szene der absoluten Machtlosigkeit ist schwer zu ertragen, und es stellt sich die Frage, ob es nicht unanständig ist, sie zu zeigen. Sie ist nur zu rechtfertigen, wenn die Geschichte auch aus der Perspektive dieses Mannes und seiner Familie erzählt wird. Und genau dies ist den Filmemachern Carsten Rau und Hauke Wendler in ihrer Dokumentation DEPORTATION CLASS gelungen.“
(Wilfried Hippen, taz)
„Carsten Raus und Hauke Wendlers Film ist ein radikaler Gegenentwurf zu eben dieser Entmenschlichung. Am Ende die Familie, von Blutrache bedroht, nun zwangsrepatriiert in Albanien, mit ihren Koffern auf der Straße. (…) Mit diesem quälendem Abschlussbild im Film bekommt die Kritik an der deutschen Asylpolitik und ihrer Abschiebepraxis ihr eindrucksvolles, humanistisches Gewicht.“
(Hartwig Tegeler, Deutschlandfunk)
„Regisseur Hauke Wendler sagt, Gezim J. habe den Film als Chance begriffen, dass die Öffentlichkeit mitbekommt, unter welchen Bedingungen Deutschland Menschen abschiebt. Nach DEPORTATION CLASS dürfte es nicht mehr möglich sein, so etwas zu drehen. Insofern ist der Film ein wichtiges zeithistorisches Dokument.“
(René Martens, konkret)
„Es ist die große Stärke des Films, dass er die unterschiedlichen Stimmen relativ sachlich nebeneinander stellt und sich darauf beschränkt, den Ablauf zu protokollieren. Auch wenn die Haltung der Filmemacher klar ist, fällt der Film keineswegs tendenziös aus. (…) DEPORTATION CLASS ist eine fundierte, überzeugende, wichtige, so nüchterne wie aufwühlende Systemkritik.“
(Julia Teichmann, Filmdienst)
„Dieser Film ist herzzereißend (…) Was den Film so traurig und erschütternd macht, sind weniger die Geschichten der Menschen, es ist der behördliche Umgang mit ihnen und das klare Bewusstsein, dass sich hier etwas ändern muss. Dringend. Und dazu gehört, dass möglichst viele Menschen über die Abschiebepraktiken informiert werden.“
(Gaby Sikorski, Programmkino.de)
„Schockierende und aufwühlende Bilder.“
(Kino.de)
„Hinter Asylbewerberzahlen werden plötzlich wieder Menschen und ihre Schicksale sichtbar.“
(Bayrischer Rundfunk, Fernsehen)
Wie ist die Idee zu DEPORTATION CLASS entstanden?
Hauke Wendler: Wir haben 2011 unseren Dokumentarfilm WADIM fertiggestellt, der sich ebenfalls mit dem Thema Abschiebung beschäftigt. Das waren für alle Beteiligten ziemlich harte Dreharbeiten, weil Wadim sich fünf Jahre nach seiner Abschiebung das Leben genommen hatte. Danach hatten wir, ehrlich gesagt, genug von dem Thema. Wir haben dann mit WILLKOMMEN AUF DEUTSCH und ALLES GUT zwei weitere Kinofilme zum Thema Flucht und Migration produziert und die Recherchen zu Abschiebungen eingestellt. Aber im Frühjahr 2016 war das Thema plötzlich wieder sehr präsent.
Sie hatten erstmals in Deutschland die Möglichkeit, eine Sammelabschiebung zu drehen. Wie ist es Ihnen gelungen, dafür eine Drehgenehmigung zu bekommen?
Carsten Rau: Warum uns das Innenministerium in Mecklenburg-Vorpommern diese Geschichte letztlich hat drehen lassen, darüber können wir bis heute nur spekulieren. Aber damals standen in Mecklenburg-Vorpommern Landtagswahlen an und die AfD lag in den Vorhersagen bei knapp 20 Prozent. Deshalb vermuten wir, dass der Innenminister Lorenz Caffier von der CDU über diese Sammelabschiebung in der Öffentlichkeit demonstrieren wollte, dass er hart durchgreift. Und da hätte ein netter Fernsehbericht über einen resoluten Minister natürlich nützlich sein können. Aber wie gesagt: darüber lässt sich nur spekulieren.
Die Bundesregierung fordert eine härtere, konsequentere Abschiebepraxis und hat im letzten Jahr darauf verwiesen, dass in Deutschland angeblich 500.000 abgelehnte Asylbewerber leben, die ausreisepflichtig sind. Pro Asyl hat kürzlich ganz andere Zahlen vorgerechnet. Am Ende war klar, dass es gerade einmal 30.000 abgelehnte Asylbewerber gibt, die aktuell ausreisepflichtig sind. Was halten Sie davon?
Hauke Wendler: Mit dem Thema Abschiebung wird auf ganz billige und populistische Art und Weise Politik gemacht, nur um Wähler zu gewinnen, gerade in einem Wahlkampfjahr wie diesem. Und genau an dem Punkt, so meinen wir, muss die Mitte der Gesellschaft sich fragen, ob sie das so hinnehmen möchte. Dass Wahlkampf zu Lasten von Menschen gemacht wird, die sich in einer ausweglosen, vollkommen ohnmächtigen Lage befinden. Oder ob wir sagen: Halt, stopp, bei diesem Thema verbietet sich jeglicher Populismus noch mehr als bei anderen.
Außerdem gäbe es ja durchaus andere Wege, um mit Asylbewerbern, die in Deutschland tatsächlich keine Perspektive haben, ins Gespräch zu kommen, z. B. über eine sogenannte „Geförderte Ausreise“. Rheinland-Pfalz macht das seit Jahren vor und das, nebenbei bemerkt, sogar kostensparend. Aber alles, was der Bund in diesem Bereich gerade präsentiert hat, ist halbherzig.
Im Film wird deutlich, dass die Sammelabschiebung zwar von langer Hand geplant war, dass aber nicht mal ein Dolmetscher vor Ort dabei war. War das ein Versehen oder ist das der Regelfall?
Hauke Wendler: Das ist der Regelfall, wie wir von den Beamten beim Einsatz gehört haben. Und das habe ich schon während der Dreharbeiten als geradezu fahrlässig empfunden. Da wird mitten in der Nacht eine Familie getrennt, weil die 12-jährige Tochter gerade auf Klassenreise ist. Und niemand hat daran gedacht, dass man den Eltern erklären muss, warum sie überhaupt getrennt werden und wer jetzt wohin kommt? Ich finde das unverantwortlich.
Hat der Titel des Films DEPORTATION CLASS einen Bezug zur gleichnamigen Kampagne von ‚Kein Mensch ist illegal‘?
Hauke Wendler: Wir sind keine politischen Aktivisten und wir vertreten auch nicht die Interessen von „Kein Mensch ist illegal“ oder anderer politischer Gruppen. Aber unserer Meinung nach beschreibt der Titel DEPORTATION CLASS sehr treffend die Menschen, die Woche für Woche in Flugzeuge gesteckt und abgeschoben werden. Wir alle fliegen Business Class oder Economy. Dass in Deutschland jede Woche Geflüchtete im Rahmen einer staatlichen Zwangsmaßnahme ausgeflogen werden und vor allem, wie das genau geschieht, davon wissen die meisten Bundesbürger wenig.
Eine PIER 53 Filmproduktion
in Koproduktion mit
Norddeutscher Rundfunk
Ein Film von
Carsten Rau und Hauke Wendler
Schnitt
Sigrid Sveistrup
Kamera
Boris Mahlau
Zweite Kamera
Felix Korfmann
Andrzej Król
Ton
Torsten Reimers
Patrick Benze
Jan Brüchmann
Matthias Döbert
Ramón León Kettner
Dolmetscherin
Mimoza Morina
Aufnahmeleitung
Andrea Pittlik
Standfotos
Torsten Reimers
Schnittassistenz
Ruben Spitz
Transkription
Anne Schmalfeldt
Bildbearbeitung
Oliver Stammel
Musik
Sabine Worthmann
Sounddesign und Mischung
Yannick Rehder, Tonik Studio
Titelgestaltung
Katja Reise
Herstellung DCP
Heckmann und Thiele
Produktionsassistenz
Andrea Pittlik
Kristina Madejczyk (NDR)
Produktionsleitung
Tim Carlberg (NDR)
Redaktion
Barbara Denz (NDR)
Produzenten
Carsten Rau und Hauke Wendler